Sicher hätten viele Südschüler bereits vor einigen Wochen gewusst, dass man mit fremden Menschen nicht sprechen oder gar mitgehen soll. Aber eben nur gewusst! In Realität sieht das Ganze leider anders aus. Damit unsere Kinder nicht nur theoretisches Wissen über das Verhalten in Notsituationen besitzen, besuchte uns Herr Mörixbauer von SeSiSta. Dieser Name steht für drei wesentliche Begriffe, nämlich „Selbstbewusst – Sicher – Stark“.
In einer Einführung erfuhren wir, dass das Gefühl der Angst uns in zwei Formen begegnen kann: nämlich einmal als ein gutes Gefühl, das uns warnt und vorsichtig sein lässt, und als ein schlechtes Gefühl, das uns handlungsunfähig machen kann. Wie aber kann ich der „schlechten Angst“ begegnen oder sie bestenfalls ausschalten?
In zahlreichen Rollenspielen lernten unsere Erst- und Zweitklässler an diesen beiden Tagen, wie sie sich in verschiedenen Notsituationen gegenüber bekannten und fremden Menschen verhalten sollen. Vieles war für einige Grundschüler sogar gänzlich neu, so z.B., dass man nicht „Hilfe!“, sondern „Feuer!“ rufen soll, da man mit diesem Ruf stärker die Aufmerksamkeit des Umfeldes auf sich lenkt.
Aber wie verhält man sich, wenn man am Handgelenk festgehalten wird oder jemand beim Vorbeigehen den Tragegriff des eigenen Schulranzens packt? Zuerst einmal schmiss Herr Mörixbauer einige Kinder sozusagen ins „kalte Wasser“. Sie durften sich ausprobieren, kamen kräftemäßig jedoch nicht sonderlich gegen den Trainingsleiter an. Nur einige Tipps und wenige Minuten später hatten sich ihre Möglichkeiten erheblich verbessert. Die Südschüler wussten, wie man den Schulranzen blitzschnell abstreifen und sich in Sicherheit bringen kann, und wie man es selbst als kleiner Mensch schafft, sich aus dem Griff eines gestandenen Mannes zu befreien.
In einer weiteren Trainingseinheit übten die Kinder, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie von einem Auto heraus angesprochen werden. Obwohl unsere Schüler über die beiden Tage hinweg dafür sensibilisiert wurden, dass man fremden Menschen erst einmal misstraut und deshalb gar nicht erst auf deren Ansprachen eingeht, schaffte es Herr Mörixbauer durch geschickte Rhetorik immer wieder, das Interesse der vorbeilaufenden Kinder zu wecken und sie in ein Gespräch zu verwickeln. „Noch einmal von vorne!“ hieß es dann für diejenigen, denen es nicht gelungen ist, den „Fremden“ zu ignorieren und einfach weiterzugehen.
Mit Klarheit, Feingefühl und einer gehörigen Portion Humor verstand es Herr Mörixbauer, das junge Publikum zu begeistern und vor allem in den Trainingsphasen bei der Stange zu halten. Ich bin mir sicher, dass sich viele von ihnen in einigen Jahren noch an die eingängigen Reime erinnern werden, die die wesentlichen Verhaltensregeln auf den Punkt bringen.
Wollen wir hoffen, dass keines unserer Kinder jemals in eine ernsthafte Situation gerät! Es ist aber beruhigend, zu wissen, dass SeSiSta ihnen zahlreiche Tipps und Selbstbehauptungstricks beigebracht hat, die ihnen in prekären Situationen weiterhelfen können. Herzlichen Dank an Herrn Mörixbauer für seine engagierte Arbeit mit unseren Kindern. Ein ebenso großes Dankeschön geht an unsere Schulsozialarbeiterin Manuela Wagner (Stadt Karlsruhe) und den Förderverein der Südschule Neureut, die dieses wertvolle Projekt finanziell für uns möglich gemacht haben.